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Neujahr in Japan: Das große Familienfest

Andere Länder, andere Sitten. Diese Redewendung bestätigt sich, wenn man die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und Japan, der ursprünglichen Heimat Daikins, betrachtet. Beim Feiern von Silvester bzw. Neujahr pflegen die Japaner eine völlig andere Tradition.

So sind die Tage um den Jahreswechsel großteils besinnlich und der Verwandtschaft gewidmet. Neujahr ist in Japan ein Familienfest und gleicht eher dem westlichen Verständnis von Weihnachten. Bis 3. Jänner sind die Geschäfte und Unternehmen geschlossen, viele sperren schon am 29. Dezember zu, damit alle Mitarbeiter rechtzeitig zu ihren Familien reisen können.

Neujahrskarten schreiben

Die Vorbereitungen für das Neujahrsfest beginnen in Japan schon im Dezember, denn vieles muß dafür organisiert werden. Ein absolutes Muss sind Neujahrspostkarten. Einst dienten sie dazu, weit entfernt lebenden Verwandten ein Lebenszeichen zukommen zu lassen. Heute werden stapelweise Karten verschickt, um sich bei Familienmitgliedern und Freunden in Erinnerung zu rufen und ihnen die besten Glückwünsche für das neue Jahr zu übermitteln. Als Motiv dient das japanische  Tierkreiszeichen des neuen Jahres – 2021 ist das Jahr der Kuh. Bis zum 25. Dezember müssen die als Neujahrskarten gekennzeichneten Schriftstücke in den Briefkasten eingeworfen werden, am 1. Jänner werden sie dann zugestellt.

Zudem erhalten diese Karten einen Neujahrsstempel und eine Losnummer, mit der sie an einer großen Neujahrsverlosung teilnehmen. Mit ein wenig Glück darf man sich dann am 15. Jänner über einen neuen Fernseher oder eine Waschmaschine freuen. Eine Ausnahme machen die Japaner, wenn im zu Ende gehenden Jahr ein Familienmitglied verstorben ist. In diesem Fall werden schlichte Postkarten verschickt, in denen man über den Verlust informiert und erklärt, keine Glückwunschkarten zu versenden und erhalten zu wollen.

Vergessen und aufräumen

Das Einläuten des neuen Jahres wird in Japan mitunter ab Dezember durch Partys begleitet, durch die man das alte Jahr abschließen und vergessen soll. So manchem gelingt dies buchstäblich durch exzessiven Alkoholgenuss. Im Grunde dienen die Zusammenkünfte, die sich mit den uns bekannten Weihnachtsfeiern vergleichen lassen, aber dem Ausräumen von Ungereimtheiten, etwa mit dem Chef. So soll ein unbelasteter Start in das neue Jahr ermöglicht werden.

Selbiges wird neben diesem mentalen Aufräumen auch mit dem Wohnungsputz bezweckt. Es wird ausgemistet und alles auf Hochglanz gebracht, zudem erledigt man noch schnell ungeliebte und aufgeschobene Dinge. Dekoriert wird die Wohnung im Eingangsbereich mit einem Bambusgesteck, welches dem Toshigami, dem Jahresgott, den Weg weisen soll. Weiters werden mehrere Kagami Mochi platziert. Dabei handelt es sich um eine größere und eine kleinere Reiskuchenkugel, die übereinandergestapelt werden. Sie symbolisieren das alte und das neue Jahr. Darauf thront eine Daidai, eine Bitterorange. Diese Frucht – ersatzweise auch eine normale Orange, Clementine oder Mandarine – ist rund um den Jahreswechsel in Japan sehr präsent. Sie steht für Nachwuchs bzw. die Fortführung der Familie über viele Generationen.

Silvester vor dem Fernseher

Wie die Daidai haben viele weitere Speisen eine bestimmte Bedeutung. In der Osechi finden sich gleich 30 verschiedene davon. Diese dreistöckigen Ansammlungen von Köstlichkeiten erinnern an Bentoboxen. Sie werden im alten Jahr vorbereitet, um zu Beginn des neuen nicht kochen zu müssen. Am letzten Tag des alten Jahres gehört es zur Tradition, lange Nudeln zu essen. Sie stehen für ein langes Leben und müssen ausnahmslos aufgegessen werden, ansonsten bringt das Unglück.

Der letzte Abend des Jahres wird im Kreise der Familie, meist vor dem Fernseher verbracht. Seit 1950 ein absoluter Dauerbrenner und für viele Pflichtprogramm ist dabei die Musikshow Kōhaku Uta Gassen des öffentlich-rechtlichen Senders NHK. In diesem „rot-weißen Gesangswettstreit“ treten die erfolgreichsten Künstler des Jahres in zwei Teams – Männer im weißen Team, Frauen im roten – gegeneinander an. Der Sieger wird durch eine Jury und das Publikumsvoting bestimmt.

Mit 108 Glockenschlägen ins neue Jahr

Das neue Jahr mit Feuerwerk zu begrüßen gehört nicht zur japanischen Kultur, stattdessen suchen viele Familien um Mitternacht den Tempel oder Schrein auf. Dabei wird gerne das traditionelle japanische Gewand Kimono getragen. Mit 108 Glockenschlägen, die für die 108 menschlichen Begierden stehen, die es zu überwinden gilt, wird im Tempel das neue Jahr im wahrsten Sinne des Wortes eingeläutet.

Das Schenken ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur und darf auch zu Neujahr nicht zu kurz kommen. Vor allem die Kinder dürfen sich freuen, sie erhalten kleine Geldgeschenke in dekorierten Umschlägen, das sogenannte Otoshidama. Bei wem man sich über die Neujahrskarte hinaus erkenntlich zeigen möchte, dem schenkt man ein kleines Präsent, das gerne pragmatisch sein darf. Japanische Geschäfte bieten reihenweise Pakete dafür an, etwa eine Auswahl von Waschmitteln, Delikatessen oder Bieren. Wer sich selbst beschenken will, tut das am besten mit einer Fukubukuro. Diese blickdichten Taschen kauft man, ohne zu wissen, was genau sich darin befindet, dafür ist der Inhalt stark preisgesenkt. Mit dieser Wundertüte spart man also und verschafft sich selbst einen überraschenden Start ins neue Jahr.

Das japanische Neujahrsfest läutet eine ganze Reihe an weiteren Feirlichkeiten rund um den Jahres- und Frühlingsbeginn ein, wie zum Beispiel den Valentinstag am 14. Februar oder das Mädchenfest Hina Matsuri sowie das Kinderfest Kodomo No Hi. Auch die japanische Kirschblüte ist eine lang gehegte Tradition, die von Jung und Alt jedes Jahr auf Neue zelebriert wird. Lesen Sie mehr darüber in unserem Blog

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