
Der 5. Mai ist in Japan gleich aus zweierlei Sicht ein wichtiger Feiertag: Zum einen läutet er mit dem Sommerbeginn eine neue Jahreszeit ein, zum anderen wird der Tag des Kindes begangen. Dass diese Feierlichkeiten mit langjährigen Traditionen verbunden sind, versteht sich von selbst. Wir verraten Ihnen, was es mit Kodomo no Hi, dem japanischen Kindertag, so alles auf sich hat.
Vom Knabenfest zum Tag des Kindes
Der 5. Mai reiht sich in eine Abfolge von Jahrezeitenfesten ein. Beginnend mit dem Neujahrsfest am 1. Jänner und gefolgt von Hina Matsuri am 3. März ist Kodomo no Hi also das dritte Fest im Bunde. Ursprünglich Tango no Sekku, 端午の節句, genannt (Go Sekku, 五節句 sind die Jahreszeitenübergänge), bezeichnet der 5. Mai den Beginn der Monsunzeit und somit des Sommers. Gleichzeitig wird aber auch das Knabenfest gefeiert. Obwohl es mit dem Puppenfest am 3. März bereits einen eigenen Tag für die Mädchen in der Familie gibt, wird Kodomo no Hi längst nicht mehr nur den Jungen gewidmet. Mittlerweile ist der Kindertag ein nationaler Feiertag für Buben und Mädchen, die Eltern sind schließlich stolz auf ihre Kinder!
Insgesamt gibt es übrigens fünf Jahreszeitenfeste in Japan. Auf den Kindertag folgen das Sternenfest am 7. Juli und das Chrysanthemenfest am 9. September, mehr dazu folgt in den kommenden Monaten auf unserem Blog.
Ein Koi für jedes Familienmitglied
Das bekannteste Symbol für den japanischen Kindertag ist die Karpfenfahne, auch Koi-Nobori, 鯉幟 genannt. An einer Fahnenstange werden ein großer schwarzer Koi Karpfen stellvertretend für den Familienvater, ein etwas kleinerer roter Karpfen für die Mutter und in absteigender Größe weitere blaue Karpfen für jedes Kind befestigt. Die Spitze des Koi-Nobori säumt eine Fahne mit bunten Streifen, welche Fukinagashi genannt wird. Sie symbolisiert einen Drachen, denn der Legende nach mühen sich die Karpfen gegen den Strom flussaufwärts bis zu einem Wasserfall ab. Wenn die Fische auch dieses Hindernis überwinden, verwandeln sie sich in einen Drachen. Die Karpfenfahnen stehen daher auch für Mut, Stärke und Durchsetzungskraft - wichtige Eigenschaften, die sich Eltern für ihre Söhne und Töchter wünschen.
Mutig und stark wie ein Krieger werden
Neben den Karpfen spielen beim Tag des Kindes in Japan zudem Puppen eine symboltragende Rolle. Ähnlich wie beim Puppenfest Hina Matsuri werden auch an Kodomo no Hi kleine Puppen zur Schau gestellt. Bei den Musha-ningyo handelt es sich um Krieger- und Heldenpuppen, die genau wie die Karpfenfahnen dafür stehen, dass die Jungen der Familie einmal ebenso mutig, stark und aufrichtig werden, wie die von den Figuren verkörperten Helden.
Ein Bad zur Stärkung
Der Jahrezeitenwechsel bedeutet auch für den Körper immer wieder Herausforderungen. Um die Abwehrkräfte des Körpers zu stärken und ihn vor Krankheiten zu schützen, wird nach japanischer Tradition zu Kodomo no Hi ein Bad mit Irisblüten oder -wurzeln genommen. Die Irisblüten stehen für den kriegerischen Geist, nicht umsonst ähneln die Blütenblätter den Schwertern von großen Kriegern.
Köstlichkeiten dürfen nicht fehlen
Ein japanisches Fest wird meistens von traditionellen Speisen begleitet. Auch Kodomo no Hi ist hier keine Ausnahme. Zum Tag des Kindes erfreuen sich Jung und Alt an köstlichen Kashiwamochi, Reiskuchen mit einer Füllung aus roter Bohnenpaste. Verkauft werden diese Leckereien in Eichenblätter gewickelt, die wie so vieles in Japan ebenfalls eine symbolische Bedeutung haben. Da ein Eichenblatt nie vom Baum abfällt, bevor ein neues gewachsen ist, symbolisieren die Blätter das Fortführen von Generationen und passen somit perfekt zum Kindertag. In ein anderes Blatt wickelt sich Chimaki: Der Mochireis wird dabei in ein Bambusblatt gehüllt. Eine weitere japanische Spezialität, die gerne zu Kodomo no Hi verspeist wird. Lesen Sie gerne in unserem Blog über weitere Traditionen, Feste und die japanische Kultur, wie zum Beispiel über die japanische Kirschblüte.