
Jedes Jahr am 3. März feiern japanische Familien mit mindestens einer Tochter das Hinamatsuri Fest 雛祭り. Das Familienfest dient dazu, den Mädchen ein glückliches und gesundes Leben zu wünschen und ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt. Hina Matsuri ist bekannt als das "Puppenfest" oder “Mädchenfest”, denn jeden Frühling werden der Tradition nach Puppen als Glückssymbole für die Mädchen aufgestellt. Was bei einem japanischen Fest außerdem nicht fehlen darf, ist selbstverständlich köstliches Essen. Auch davon gibt es an Hina Matsuri reichlich.
Woher kommt das Mädchenfest?
Der Ursprung des Puppenfests liegt in der Heian-Zeit (794-1192). Damals entstand in adeligen Familien die Tradition des Puppenspiels Hina-Asobi 雛遊び. Die Kinder der privilegierten Familien spielten zu dieser Zeit noch mit Papierpuppen. Seit der Edo-Zeit (1603-1867) bestehen die Puppen, die traditionell am Mädchenfest aufgestellt werden, zumeist aus Keramik. Das Aufstellen der Puppen soll böse Geister abwehren und den Mädchen des Hauses Glück bringen. Durch das Übertragen des eigenen Pechs auf die Puppe findet ein Reinigungsprozess statt, eine Tradition, die ebenfalls aus dem Chinesischen übernommen wurde. Um das Unglück loslassen zu können, muss die Puppe weggeworfen werden, was jedoch nur mehr sehr selten tatsächlich praktiziert wird. Vielmehr arrangiert man die Hina-Puppen heute nach speziellen Regeln, die auf die Rangfolge im japanischen Kaiserhaus zurückgehen.
Alles hat seine Ordnung
Das Aussehen der Hina-Puppen ist durch die kaiserliche Tradition stark beeinflusst. Die Puppen verkörpern den Kaiser, die Kaiserin und ihren Hof und sind typischerweise in Hofkleidung aus der Heian-Zeit gewandet. Viele Familien starten mit einem einfachen Puppenset zur Geburt ihres Mädchens, oftmals sind diese Sets auch beliebte Geschenke der Großeltern. Das "Basis-Set" besteht aus einem Kaiser und einer Kaiserin, im Laufe der Jahre wird es aber zumeist um weitere Puppen und Accessoires ergänzt, welche stufenweise unter dem Kaiserpaar arrangiert werden. Auf der zweiten Ebene befinden sich daher die Hofdamen, auf der dritten werden die Musiker drapiert. Zubehör wie kleine Möbel, Lampen und Blumen können ebenfalls Teil des Sets sein, sie befinden sich ebenso wie die Wachen und Minister auf den Ebenen weiter unten. Das Sammeln von Hina-Puppen kann mitunter ein kostspieliges Unterfangen darstellen, mittlerweile bietet der Handel aber auch schon günstigere Sets an.
Ein Festessen für die Familie
Wie viele andere Feierlichkeiten wird auch Hina Matsuri in Japan gerne mit Familienangehörigen gefeiert. Das erste Hinamatsuri Fest im Leben eines kleinen Mädchens ist das wichtigste. Es wird daher der Tradition nach groß gefeiert und Verwandten strömen herbei und gesellen sich zum gemeinsamen Essen. Denn ein mit Köstlichkeiten prall gefüllter Tisch darf auch beim Puppenfest nicht fehlen. Sehr gerne wird zu diesem feierlichen Anlass Chirashi-zushi ちらし寿司 aufgetischt, ein bunt gemischter Sushi-Teller, der oft auch mit rosafarbenem Reis und Fischrogen angerichtet wird. Dazu wird Ushiojiru 潮汁 gereicht, eine Muschelsuppe auf Salzbasis. Nicht nur köstlich sondern auch praktisch ist außerdem der japanische Fingerfood-Klassiker Inarizushi いなり寿司, mit Reis gefüllte und frittierte Tofu-Taschen. Aber auch Hina Arare 雛あられ, süße pastellfarbene Reiscracker, und Sakura Mochi 桜餅, rosafarbene Reisbällchen, sind zum Mädchenfest gern servierte Snacks, selbstverständlich auch aufgrund ihrer passenden Farben. Hinamatsuri wird in Japan auch oft mit dem Kirschblütenfest bezeichnet, obwohl die Kirschblüte eigentlich erst von Ende März bis Mai in Japan Einzug hält. Ein weiterer Grund, weshalb sich Frühlingsfarben auf der Tafel wiederfinden. Nicht zuletzt darf beim Festessen auch der Shirozake 白酒 nicht fehlen, ein fermentierter "Reiswein" mit sehr geringem Alkoholgehalt.
Feste feiern, wie sie fallen
Das Hinamasturi Fest ist eines der fünf Jahreszeitenfeste, den Sekku 節句. Diese Feiertradition wurde während der Tang-Dynastie (618-907) von den Japanern aus dem chinesischen Kalender übernommen. Gefeiert werden die Jahreszeitenfeste an den sogenannten "Glückstagen":
7. Jänner: Sieben-Kräuter-Fest (Nanakusa no sekku, 七草の節供)
3. März: Mädchenfest (Hina Matsuri, 雛祭り)
5. Mai: Kinderfest (Kodomo no hi, こどもの日)
7. Juli: Sternenfest (Shichiseki, 七夕)
9. September: Chrysanthemenfest (Kiku no sekku, 菊の節供)
Der Kindertag, auch bekannt als Irisfest, welcher im Mai stattfindet, wird vor allem den Jungen in der Familie gewidmet und ist somit das maskuline Äquivalent zum Mädchentag. Das Puppenfest in Japan ist eine lang gehegte Tradition, die Hina-Puppen werden oft über viele Generationen weitergegeben. Heutzutage werden sie aber nicht mehr nur zuhause aufgestellt, sondern lassen sich auch in großen Ausstellungen bewundern, die von bekannten Hotels jährlich organisiert werden. Traditionell werden die Puppen aber direkt am 4. März wieder weggeräumt. Tut man dies nicht, sollen die Mädchen erst spät oder nur schwer heiraten können. Auch wenn die meisten Japaner und Japanerinnen diesem Mythos keinen Glauben mehr schenken, wird die Tradition dennoch bewahrt und die Hina-Puppen werden am nächsten Tag wieder sicher verstaut, bis sie zum nächsten Hinamatsuri Fest wieder an die frische Luft dürfen.
In unserer Japan-Reihe im Daikin Blog erfahren Sie nicht nur mehr über japanische Feste, wie etwa Neujahr oder Valentinstag, sondern auch über Traditionen und Kulturgut wie zum Beispiel die japanische Kirschblüte.